Ephesians 4

Text: Epheser 4,1-6 Hier fängt der Apostel an, aus dem bisher gelegten Glaubensgrund nun auch die Lebenspflichten herzuleiten, und zwar teils zum heiligen Wandel überhaupt, teils zur geistlichen Einträchtigkeit und Liebe untereinander. Vorher hat Paulus so herzlich gebetet, nun kann er auch fruchtbar ermahnen. Hast du es noch nie erfahren, daß auf einen im Gebet gesuchten und gehabten geheimen Umgang mit GOtt auch des Nächsten Herz sich eher zu dir neigt, und ein mit Gebet gesalbtes Wort eher anzunehmen willig ist? Wenn man dir bei der Gnade Christi das Herrlichste aus dem Reichtum Christi zuerkennt, so bist du damit doch dem Ermahntwerden nicht entwachsen. – Den Beruf, und die ihnen darunter widerfahrene Gnade hat ihnen der Apostel an das Herz gelegt im Bisherigen; nun fordert er sie auf, diesem Beruf würdiglich zu wandeln. Der Beruf berechtigt einen freilich zum Reich und zur Herrlichkeit GOttes; aber er verpflichtet uns auch zur Heiligung, und die Lehre GOttes und unseres Heilandes zu zieren. Mit den großen Bitten, die er oben eingelegt, und mit deren Erfüllung ist es nicht darauf angesehen, einen von der Demut abzuführen. – Demut steht im Gefühl ihres eigenen Mangels, und weiß, wie es mit dem Wachstum am inwendigen Menschen so gemach hergeht; darum mutet sie in Sanftmut auch Anderen nicht zu viel zu, und läßt sich in Langmut die Geduld nicht ausgehen, wenn Anderen zu begegnen eine vertragsame Liebe not ist. Vertragen fällt empfindlich, die Liebe aber versüßt es, wie man Kindern sieht, was man an ihnen vertragen kann, um ihnen mit Liebe aus ihren Schwachheiten herauszuhelfen. Fleiß überwindet alle Schwierigkeiten: nur immer wieder mit Vertrauen auf GOtt angefangen! Einigkeit im Geist dürfen wir nicht machen, sondern nur darüber halten. GOtt und Sein Geist schafft es durch den Sinn, der einem Jeden bei dem Glauben an das Evangelium geschenkt wird. Was aus Geist geboren ist, in dem liegt auch ein Liebeszug nicht nur gegen dem, der ihn geboren hat, sondern auch gegen Allem, was aus GOtt geboren ist. Aber darüber Halten ist uns aufgegeben; Merken, was Satanas im Sinn hat, wenn er es uns aus den Händen drehen will. Einigkeit im Geist ist freilich etwas Gründliches, wobei man sich des – in einem Jeden bezeugten Geistes mit Liebe und Freude annimmt. Petrus heißt es: mit einer im Gehorsam der Wahrheit keusch gemachten Seele zur ungefärbten Bruderliebe geneigt werden. Doch muß man Einigkeit im Geist nicht zu hoch nehmen und sie nicht mit den – erst bei weiterem Wachstum davon zu erwartenden Früchten verwechseln. Einigkeit im Glauben und Erkenntnis, einerlei Sinn, Meinung und Sprache erwachsen aus der Einigkeit im Geist. Aber bei dem Unterschied der Gaben, der Einsichten und Erkenntnisse kann man doch auch über der Einigkeit im Geist halten, eben wenn man auf seine Meinung keinen so hohen Wert legt, daß man darüber die Einigkeit im Geist aufopfert. – Friede behalten ist besser als Recht behalten. Wer zu genau auf dem Recht gegen Andere besteht, der muß es sich auch gefallen lassen, wenn Andere das Recht gegen ihn brauchen. Wer aber fühlt, wie oft er nötig hat, daß GOtt und Menschen gegen ihn Vergebungs = Gnade und Frieden vorwalten lassen, der wird am Band des Friedens fest halten. Geht aber darüber nicht das Recht, die Wahrheit, die genaue Zucht gar verloren? Nein; wenn du des Heilands Rat folgest, und das Salz und die Schärfe bei dir selbst brauchst, untereinander aber mehr dem Frieden nachjagst (Mark. 9, 50) . In einem Leib ist ja zwischen Gliedern nicht Streit. Der Leib Christi wird ja von einem Geist regiert; Ein HErr hat sich gegeben für Alle zur Erlösung; aus Einem Wort der Wahrheit und des Glaubens sind wir gezeugt; Eine Taufe ist uns die Tür zum Eingang in das Reich GOttes. Darum führt GOtt ein solches Regiment der Liebe über Alle, das auf möglichste Gleichheit gegründet ist; aus dessen Vermögen kann Jeder etwas zum gemeinsamen Nutzen beitragen; wie sich GOtt hinwiederum auch Jedem so zu genießen gibt, daß er nicht zu ängstlich auf Andere sehen, viel weniger durch heimlichen Neid sich das Friedehaben mit Allen erschweren darf. Text: Epheser 4,7-16 Auch der Unterschied der Gaben und Ämter wird die Einigkeit nicht aufheben, sondern befördern, wenn nur die Liebe beim Gebrauch der Gaben das Regiment führet. Neben allem Obigen, das zur Einigkeit führt, ist doch etwas, das einen Unterschied macht, deswegen aber keinen Samen zur Uneinigkeit abgibt, sondern vielmehr dem Sinn aufhilft, nach welchem Keiner des Anderen entbehren kann. Keiner hat Alles, Keiner darf sorgen, er sei gar leer ausgegangen. Jeglichem ist gegeben die Gnade, und aus Gnaden auch die Gabe, mithin nicht nur die Tüchtigkeit, etwas auszurichten, sondern auch die Willigkeit, der reine Sinn, Alles zu GOttes Ehre und dem Nächsten zu Dienst einzurichten. Christus empfing den Geist ohne Maß, um Ihn über uns ausfließen zu lassen, nach dem Maß teils unserer Zeiten, teils unseres gliedlichen Platzes am Leibe Christi, mithin auch nach der daher rührenden Bedürfnis und Gelegenheit. Der Ursprung aller Gaben aber liegt zunächst in Christi Erhöhung, die mit dem Sieg über die Obrigkeit der Finsternis, über die Fürstentümer und Machten anfing, die uns gefangen hielten, welche auf dem tiefen Weg der Erniedrigung Christi gefangen wurden, und im Nu des Todes JEsu, da sie Seiner mächtig geworden zu sein glaubten, ihn als ihren Überwinder und Zerstörer erfahren mußten. Wie GOtt von sich selbst sagt: Bin ich nicht ein GOtt, der Himmel und Erde erfüllt; so ist nun Alles mit Christi Gegenwart und Reich erfüllt. Und daher hat auch das auf Erden gepredigte Evangelium solche Macht; und die Gaben des Geistes durchdringen Alles; die Bahn des Glaubens, des Gebets, des Nehmens aus dieser Fülle ist Allen eröffnet. Auf dieser über Alles im Himmel und auf Erden angenommenen Gewalt beruht sonderlich auch die Bestellung und sämtliche Verwaltung des Amts, das die Versöhnung predigt. Nun ist freilich durch alle Zeiten hindurch viel Menschliches und Weltförmiges, wie in das ganze Kirchenregiment, so besonders auch in die Bestellung der Ämter mit eingeflossen. Doch ist es dem lieben GOtt mit Erhaltung des Evangelii von seinem Sohn auf den heutigen Tag noch so ernst, als mit der erstmaligen Verkündigung desselben; und darum kann man der Stiftung, des Berufs, der Ausrüstung mit Willigkeit und Kraft, des Segens vom – und des Lehramts noch so froh werden, als in der ersten Zeit. Das ziel zum Wachstum ist uns weit hinausgesteckt, der Hindernisse sind viel; aber der wachstümliche Weg eben daher der sicherste, wo es freilich auch nicht unverhältnismäßig schnell auf Einmal, so wenig als beim leiblichen Wachstum, geht, sondern wo unter Gebrauch der verordneten Mittel, unter gemäßer Arbeit und Übung, bei gutem Vertrauen auf GOtt und Sein verliehenes Gedeihen, bei Liebe und Friede untereinander, der Leib, nicht nur ein Glied, sondern Eins wie das Andere wächst; so kommt man auch durch GOttes Wort, Anfassung aller in Kirchen, Schulen und Haushaltungen verliehenen Mittel, dahin, daß man ein zu allem guten Werk geschickter Mensch GOttes wird. Text: Epheser 4,17-32 Nachdem der Apostel die besondere Ermahnung zur Einigkeit in Geist ausgeführt hatte, so kommt er nun wieder auf den – ihrem Christenberuf überhaupt würdigen Wandel, und zeigt, wie sich derselbe vom vorherigen heidnischen Wandel unterscheiden, die Probe des rechtschaffenen Wesens, das in Christo JEsu ist, halten, und im Ablegen des alten und Anziehen des neuen Menschen unverdrossen sein müsse. Aus der Eitelkeit des Sinnes geschieht nicht nur viel Böses, sondern es wird öfters auch noch so gerechtfertigt und bedeckt, daß das Gewissen verunreinigt wird, und sein Amt nimmer tun kann. Der Verstand wäre sonst so ein vorzüglicher Schmuck der Menschen, aber er hat von der eingedrungenen Sünde auch viel erlitten. Denn von der Macht der Lüste und Affekten wird er verhindert, daß er oft nicht einmal zeitlichen Nutzen oder Schaden einzusehen, viel weniger das ewige Heil zu befördern vermögend ist. Durch Entfremden vom Licht und Leben kommt man auch in Fühllosigkeit und Herzenshärtigkeit hinein; und wo der – durch das Gewissen sonst noch gewirkte Abscheu vor groben Sünden mehr und mehr unterdrückt wird, da wird man ruchlos, und gibt allen Sinn und Hoffnung zu seiner Umkehr auf, treibt Unreinigkeit mit unersättlicher Lust, oder auch mit Geiz, daß man unter dem Dahingeben seiner Glieder in den Dienst der Unreinigkeit Gewinn sucht. Durch das Evangelium aber gewinnt die Erkenntnis Christi einen solchen Überschwang im Herzen, dabei man solchem Unflat entflieht und aus solchen Banden der Finsternis los wird, und erfährt, daß in JEsu Christo Wahrheit ist; daß Niemand sagen kann, er kenne Ihn, oder habe Gemeinschaft mit Ihm, der in irgend einem Zusammenhang mit dergleichen finsteren Werken bleiben wollte. Das rechtschaffene Wesen fangt mit uns bei Erkenntnis und Bekenntnis der mächtigen Sünde an, wie sie von der alten Geburt her anklebt, und sich als ein alter Mensch über alle Kräfte und Glieder an uns ausbreitet. Diesem mächtigen und von uns selbst durch unseren vorigen Wandel lange bestätigten Übel gibt man es nicht gewonnen, sondern faßt aus Christo JEsu einen Glaubensmut dagegen. Man greift es aber mit nichts anders, als mit der Wahrheit Christi an. Alle aus dem Gesetz hergenommenen Vorstellungen kann die Sünde durch einen schrecklichen Betrug mißbrauchen; aber die Christo JEsu liegende Weisheit und Kraft, wie unser alter Mensch zum Aufhören gebracht wird, dem aus dem Evangelio gefaßten Sinn, der Sünde nach Schuld, Strafe und Herrschaft los zu werden, kann sie nirgends in ihren Vorteil verwenden. So lange bei behenden Versuchungen der Widerstand aus dem Fleisch noch groß, das Eindringen des alten Wesens stark ist, so bekommt auch der Widerstand, den die Wahrheit tut, schärfere Namen, z. E. ein Töten der Glieder, die auf Erden sind, ein Ausreißen, Abhauen, Wegwerfen ärgernder Glieder usw. Je mehr aber die Wahrheit mit ihrer Kraft durchdringt, je sanftere Namen werden gebraucht, daß es z. E. ein Ablegen, ein Ausziehen des alten Menschen, ein Verleugnen des ungöttlichen Wesens heißt. Dabei ist die Freude am HErrn unsere Stärke, nämlich je man GOtt dankt, daß, wenn wir der Sünde und ihrer Anfälle schon nicht ganz los sind, wir doch dem Geist und seiner Willigkeit nach davon geschieden sind, je friedsamer kann unser Gang werden, und wir unter Wachen und Beten uns immer dahin erneuern, daß man die Anfechtung, die Fleisch und Geist untereinander bringen will, bald merkt, und sich vom Fleisch so zurückzieht, daß der Geist unbefleckt und in seinem Sinn ungestört bleibt. Aber alle auch noch so reine Vorstellungen machen es nicht aus, sondern es muß ein steter Fleiß und Treue angewendet werden, sein inneres Licht und Überzeugung auch in das Äußere zu führen; und sich in rechtschaffener Heiligkeit GOtt zu Dienst, und in rechtschaffener Gerechtigkeit dem Nächsten zu Nutz hinzugeben. So auf etwas Ganzes also Alles eingerichtet ist, so läßt man sich es doch nicht verdrießen, seine Treue auch im Geringen prüfen zu lassen; z. B. Eigennutz, Vorteilhaftigkeit steckt gar tief, geläufige Zunge, Beredung, einer Gesellschaft mit faulem Geschwätz ein Vergnügen zu machen, schleicht immer wieder ein. Dagegen ist not, sich auf den Heiligen Geist weisen zu lassen, der aus seinem Hauptsitz sich immer mehr auch über alle Glieder des Leibes ausbreiten, und den Menschen zu einem unanstößlichen Wandel im Lichte helfen möchte. Wenn er aber so oft in diesem Gewächs der Wiedergeburt und Erneuerung gestört wird, so zieht das des Menschen neugeschaffenem Geist eine wirkliche Betrübnis zu, wie man aus der – einen befallenden Angst spüren kann. Der Heilige Geist GOttes selbst aber kann mit seinem friedsamen Zeugnis, und mit dem Auseinandersetzen des Fleisches und des Geistes auch nicht so fortkommen, wie es zu des Menschen fröhlichen Gang erwünscht wäre. O wie hat man zu allen den – im gemeinen menschlichen Leben so oft vorkommenden Anstößen, und deren Vermeidung, wie hat man zur Darreichung der gemeinsten Tugenden, der Freundlichkeit, des Mitleidens u. dgl. das Höchste, nämlich die – in Christo erschienene Freundlichkeit GOttes so nötig, und wird der Abfall vom Glauben an dies Evangelium so häufig mit Rückfall in heidnische Laster, Grimm, Zorn, Geschrei, Lästerung und dergleichen gestraft.
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